Autor Walburga
Datum 04.10.2014 17:01
Beiträge: Welch eine Blamage!!!
Hat mich mein Erzählmeister nicht gelehrt, dass man eine Geschichte IMMER zu Ende erzählen muss? Das tut mir wirklich leid. Ich habe die Kommentare hier auch völlig übersehen in den letzten Monaten.

Also hier kommt Teil 4 (wobei ich sagen muss, dass ich die Geschichte heute bestimmt etwas anders erzählen würde)

Was für seltsame Menschen waren dem Härmlein und ihrem Bruder da begegnet. Unheilvoll klang ihnen noch das Gezeter der Frau in den Ohren, aber irgendwie fanden die beiden nach Homburg.

Jedoch war Dymar dort nicht mehr. Er war schon nach Mainz weiter gereist, um dort beim Erzbischof sein Studium fortzusetzen. Doch auch hier erregte das Härmlein die Aufmerksamkeit eines Fremden ... eines Mönches: "Das kann doch nicht sein? Ja, ist es denn möglich?" Er gebärdete sich, als hätte er einen Geist gesehen. Und so lud er das hübsche Mädchen ein, um genau zu erfahren, wer sie sei. Und als er die Geschichte aus ihrem Mund hörte, dass sie ein Findelkind sei, auf der Burg Reifenberg aufgewachsen, da wurde ihm klar, woher die Ähnlichkeit mit einer Dame kam, die schon längst verstorben war ... der Großmutter des Härmleins. Und so erzählte er ihr die wahre Geschichte ihrer Herkunft:

Des Härmleins Vater, ein Mann von adligem Stand, hatte ihre Mutter einst gegen den Willen der Großmutter gefreit und so waren sie sozusagen auf der Flucht, zuerst nach Idstein und dann auf dem Weg nach Frankfurt. Als sie über den Feldberg kamen, wollte ihr Vater zum Mittag einen Hasen jagen und hieß ihre Mutter mit dem Wagen weiter fahren. Sie kam aber vom Weg ab und so traf sie der voreilige Schuss des Philipp.

Warum ihr Vater sie nicht gesucht hatte, werdet Ihr fragen? Nun, er hatte das Gerücht von dem Zwischenfall wohl gehört, jedoch mit großem Betrüben auch vernommen, das Kindlein sei auch getötet. So zog er als Minnesänger durch die Lande und war damit sogar sehr anerkannt ... wie alle Geschichtenerzähler, die in ihren Liedern und Märchen fühlen, was die Protagonisten fühlen, die ihr Herz und nicht ihren Mund sprechen lassen ... wer hätte ihm nicht gerne zugehört.

Jedenfalls war die Freude beim Härmlein groß, denn nun war sie dem Dymar ja als Gemahlin ebenbürtig und wenn er nun noch einen Weg fände, dem Kirchendienst entsagen zu können ...

Zunächst bat der Mönch sie jedoch, wieder nach Reifenberg zurückzukehren. Er würde sich darum kümmern, Dymar eine Nachricht zukommen zu lassen. Doch in Reifenberg geriet das Mädchen in die Fänge eines Mannes der Kirche, der nichts Gutes mit ihr vorhatte ... ein Hexenjäger. Diese Frau in Oberursel hatte doch von diesem fremden Mächen erzählt, dass auf den Schultern des Teufels über den Berg gekommen sei ... dass die Jungfrau ihre Tochter verhext hätte ... dass der Teufel sie selbst empor gerissen und mit ihr über die Höh geflogen sei (womit sie sich dann auch noch selbst im wahrsten Sinne des Wortes hereingeritten hatte) ... solch Aberglaube wurde damals verbreitet.

Zwar konnte das Härmlein von Dymar mit Unterstützung von Isgrim befreit werden. Jedoch starb sie in seinen Armen an den Auswirkungen der Folter. Der verzweifelte Dymar sah darin die Strafe, dass er sich dem Schwur seines Vaters entziehen wollte. Und so legte er endgültig seinen Ritterharnisch und seine Waffen ab, um künftig nur noch seinem Gott zu dienen.

Natürlich werdet Ihr von Ylante von Dreilinden in keiner Chronik etwas finden. Diesen Namen hat das Härmlein von Reifenberg niemals wirklich getragen und auch die Ehe ihrer Eltern war ja niemals eine öffentliche. Der alte Isgrim ... der „graue Wolf“ erkannte, dass die Worte der sterbenden Frau damals dem Wiesel gegolten hatten ... einem Hermelin.

Das ist also die Geschichte, die unserer Tanzgruppe den Namen gab. Mögen alle Zeit die Mägdlein und Burschen so flink tanzen wie das Wiesel und mögen sie so anmutig und schön sein, wie das Härmlein.






Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen - Erwachsenen, damit sie aufwachen.


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