Autor Walburga
Datum 22.08.2010 15:46
Beiträge: Aber Dymar, der von seinem Schicksal lange Zeit nichts ahnte ... sein Vater wollte ihm noch die ungetrübte Freude gönnen ... , hatte inzwischen eine Gespielin gefunden – und diese war das Härmlein. So wie er ein stattlich Junkerlein mit der Kraft junger Taunustannen geworden war, so war das Härmlein zu einem gar lieblichen Mädchen geworden. Und schließlich entwickelte sich die junge Liebe ... eine Liebe, die nicht nur durch den Schwur des Ritters ohne Zukunft war, denn wie hätte die Ziehtochter einer Weberin mit einem Junker leben können ... auch wenn selbst Frau Magdhilt immer wieder von dem gesitteten Wesen des Mädchens begeistert war.

Und unweigerlich kam er, der Tag des Abschieds. Am Hofe des Landgrafen Brendel von Homburg sollte für Dymar die Ausbildung zum Diener der Kirche beginnen. Dymar versicherte seinem Härmlein, dass er zurückkommen würde, egal wie hoch die Klostermauern wären.

Doch nach 3 Jahren begann der Zweifel an dem Vertrauen des Härmleins zu nagen. So beschloss es in einem der schlaflosen Nächte nach Homburg zu wandern. Am Morgen nahm sie ihren Bruder und Beschützer hinterm Haus beiseite und fragte ihn nach dem Weg. Und als dieser mit Gesten andeutete, dass er sie führen würde, machten sie sich nach dem Mittagsläuten auf.

Bald ging der Weg schwer bergan, bald leicht in die Täler, bis sie an einen Bach kamen ... was meint ihr, welcher Bach dies war, über den sie mal auf der einen dann wieder auf der anderen Seite auf einem schmalen Pfad folgten ... bis sie auf eine sanft geneigte Wiese kamen. Über dem Wiesengrün leuchtete in der Sonne ein roter Fleck. Ein grauer Turm hob sich aus dem Rot hervor.

Das Härmlein schürzte sich die feuchtgewordenen Röcklein höher und schlug den Weg über die Wiesen ein, bis sie auf einen Tümpel traf und dort ein kleines Mädchen vorfand, das ein paar ruppige Gänse hütete.

„Sag Lieblein – weißt du, ob das hier Homburg ist?“

„Nein – diesen Ort nennt man Oberursel. Ich hab Euch längst gesehen. Ihr kamt doch dorther, wo der Bach dem Wald entläuft? ... Nun, der Bach ist doch der Urselbach. Das wisst ihr nicht ... das weiß doch jeder hier. Dort wo ihr herkommt, ist das hinter dem Walde dort? Ich meine, weil ich Euch noch nie hier sah. ... Hört da die Welt auf?“

„Nein, Lieblein – leicht fängt sie da erst an!“ antwortete das Härmlein.

„Und kann man dahin auf einem Besen reiten?“

„Wer täte denn das ... reiten kann man doch nur auf einem Ross.“

„Oh nein – in unserm Ort war eine Frau, die ritt auf dem Besen oder auf der Ofengabel durch die Luft. Und weil das eine Sünde war, so hat man sie auf unserm Markt verbrannt ... Lach nicht ... Nein, das ist kein Märlein, meine Mutter war dabei und meine Mutter sieht das Brennen gar gern und meint, es müsse in Homburg auch bald geschehen.“

„Geh, rede nicht so erträumte Sachen!“ schalt das Härmlein. Und im Scherz ergriff sie einen Besen, der auf der Erde verbraucht und nutzlos herumlag. „Sollt dich eigentlich damit schlagen, weil du mich zum Narren hältst. Doch sieh, ich schmücke es dir mit allen den lieben Blumen, die ich bei mir habe. Dann hast du gleich ein schönes Maienbäumlein – lang vor der Zeit oder ich winde Dir ein Kränzlein daraus, mein Frühlingsenglein ...... wenn du mir dafür sagst, wo des Landgrafen Schloss in Homburg ist.“

Da rannte plötzlich eine Frau aus den Häusern her und riss aufgeregt dem Kinde das gerade fertig gestellte Kränzlein vom Kopf. Und als das Mädchen zu weinen begann, schlug sie auch noch auf es ein. Der Lotz sprang dazwischen, ergriff das keifende Weib, hob sie hoch und schwenkte sie mit einem heisern Ruf um sich herum.

„Lotz! Lotz! Lass die Frau los! Bitte setz sie ab! Sie weiß es nicht besser ... komm lass uns gehen.“

Schnell zog das Härmlein den Lotz mit sich. Sie erkannte die unheilvolle Stimmung der Situation. Und wie wahr. Nach dem die nun am Boden jammernde Frau ihre Wut wiedergefunden hatte, schleuderte sie dem Härmlein den Besen hinterher und beschimpfte sie laut als Hexe.

(Teil 4 folgt)

Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen - Erwachsenen, damit sie aufwachen.


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